Covid-19. Das Ende für den TSV Dresden und die HSG DHfK Leipzig in der Regionalliga?

Aufgrund des Corona-Virus wurde Mitte März der Turnierbetrieb deutschlandweit lahmgelegt, um die Verbreitung von Covid-19 zu verlangsamen. Neben dem gewohnten Turnierbetrieb wurde zudem der Betrieb in den Ligen zunächst ausgesetzt, was besonders für die Regionalligamannschaften TSV Dresden und HSG DHfK Leipzig, die sich zu diesem Zeitpunkt beide im Abstiegskampf befanden, viele Fragen und Unklarheiten aufwarf. Nur wenige Wochen später wurde sich für den Abbruch der Saison in der Regionalliga Südost entschieden, was aus gesundheitlicher Sicht in dieser ungewissen Zeit absolut nachvollziehbar erscheint. Nun mussten die Verantwortlichen der Landesverbände entscheiden, wie die Aufstiegs-und Abstiegssituation geregelt werden soll. Zudem musste geklärt werden, ob der ehemalige Erstbundeligist TSV Freystadt ab kommender Saison in der Regionalliga starten darf. Auf Basis der Entscheidungen, dass Freystadt eine Teilnahme in der Regionalliga genehmigt wurde und der Tatsache, dass neben dem TuS Geretsried keine weitere Mannschaft in die zweite Bundesliga aufsteigen wollte, stand fest, dass die Plätze 10-12 absteigen müssen und somit neben dem ESV München (Platz 12) auch der TSV Dresden (Platz 11) und die HSG DHfK Leipzig (10). Dies bedeutet nach jetzigem Stand, dass keine sächsische Mannschaft in der Regionalliga Südost vertreten sein wird.

Neben den bloßen Fakten wurden zudem Vertreter der beiden Vereine zur aktuellen Situation befragt, um weitere Perspektiven einzuholen. Das Interview wurde mit beiden Vertretern am 07.04.2020 durchgeführt.
TSV Dresden-Michael Prinz (MP)
HSG DHfK Leipzig-Gerd Pigola (GP)
Interview mit dem TSV Dresden

1. Wie habt Ihr über den Abbruch der Saison erfahren?
MP: Wir haben per Mail durch den Sportwart vom Abbruch erfahren.

2. Wie bewertet Ihr den Abbruch der Liga-Saison?
MP: Aufgrund der jetzigen Situation war diese Entscheidung nur folgerichtig.

3. Inwieweit würdet Ihr die getroffenen Entscheidungen als transparent beurteilen? Inwieweit hattet Ihr als Verein die Möglichkeit eigene Wünsche und Ideen miteinzubeziehen?
MP: Transparent waren die Entscheidungen nicht, wir wurden dann ja nur über das Ergebnis informiert. Wir hatten zu keinem Zeitpunkt die Möglichkeit, Wünsche oder Meinungen zu äußern.
 
4. Welche Alternativen zum Saisonabbruch wären aus Eurer Sicht ebenso möglich gewesen?
 MP: Alternativen gab es für uns keine, aber wir hatten uns auch keine Gedanken darüber gemacht, da der Entschluss schon früh feststand. Hätten wir die Termine in den Sommer verlegt, wäre es mit der Hallenreservierung/Urlaubszeit schwierig geworden.
 
5. Welche Konsequenzen seht ihr durch den Zwangsabstieg für Euren Verein?
MP: Dies ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu sagen.

6. Wird es personelle Veränderungen in Euren Teams geben?
MP: Es wird nächste Saison personelle Veränderungen geben, hätte wir weiterhin Regio gespielt, wären auch positive dazu gekommen. Zu dem jetzigen Zeitpunkt fallen diese eher negativ aus, da wir weitere Abgänge haben werden.

7. Was erwartet Ihr von der kommenden Saison?
MP: Natürlich wird sich die erste Mannschaft neu aufstellen, damit sie um den Staffelsieg in der Sachsenliga mitspielen kann. Aber ein Erfolg, den sofortigen Wiederaufstieg, wird kaum realisierbar sein.
 
8. Was denkt Ihr, könnte der Abstieg der beiden Regionalligamannschaften für den BVS bedeuten?
MP: Eher ein Armutszeugnis, Talente aus anderen sächsischen Vereinen, bekommen keinen Anreiz höherklassig in Sachsen spielen zu können. Falls es welche gibt, werden diese dann in andere Bundesländer “flüchten” müssen. Meiner Meinung nach, auf alle Fälle für den BVS ein großer Rückschritt.


Interview mit der HSG DHfK Leipzig

1. Wie habt Ihr über den Abbruch der Saison erfahren?
GP: Wir wurden per Mail vom Gruppensportwart über das Aussetzen des Spielbetriebs informiert, wiederum per Mail über die Wertung des aktuellen Tabellenstandes als Abschlusstabelle.

2. Wie bewertet Ihr den Abbruch der Liga-Saison?
GP: Der Abbruch war alternativlos. Wir befinden uns in einer außergewöhnlichen Situation.

3. Inwieweit würdet Ihr die getroffenen Entscheidungen als transparent beurteilen? Inwieweit
hattet Ihr als Verein die Möglichkeit eigene Wünsche und Ideen miteinzubeziehen?
GP: Da kann ich nur für DHfK sprechen, wir wurden nicht einbezogen, halte ich aber auch nicht für erforderlich und zielführend. Dafür gibt es die Entscheidungsebenen: spielleitende Stelle, Gruppensportwart, Gruppentag.

4. Welche Alternativen zum Saisonabbruch wären aus Eurer Sicht ebenso möglich gewesen?
GP: Alternativen zum Abbruch sehe ich keine, aber Alternativen in der Wertung der Saison. Die augenblickliche Entscheidung ist für DHfK besonders bitter, einen Spieltag früher standen wir auf einem Relegationsplatz, einen Spieltag später hätten wir wieder dort gestanden. Es ist schon von Bedeutung, gegen wen man schon gespielt. Verschärfend kommt hinzu, dass ungeachtet der besonderen Situation die Reduzierung auf 10 Mannschaften beibehalten werden soll und ein Erstligist sich zurückgezogen hat und die Starterlaubnis für die Regionalliga in der kommenden Saison bekommen hat. Alternativen zur Wertung gibt es mehrere:
– Wertung nach Ende der Halbserie
– Einbeziehen der fehlenden Spiele mit den Ergebnissen der Hinrunde
– Annullieren der gesamten Saison, keine Aufsteiger, keine Absteiger
Am Ende müssen die Verantwortlichen entscheiden und sie müssen so entscheiden, dass sie nicht angreifbar sind. Jede Entscheidung wird ihre Kritiker finden.


5. Welche Konsequenzen seht ihr durch den Zwangsabstieg für Euren Verein?
GP: In den Strudel geraten unsere 2. Mannschaft in der Sachsenliga und die 3. Mannschaft in der Sachsenklasse. Gerade haben die sächsischen Sportwarte einstimmig entschieden, dass es auch in der kommenden Saison keine 2 Mannschaften eines Vereins in den sächsischen Ligen geben wird. Ein kleines Fünkchen Hoffnung bleibt für uns. Die DHfK 2 ist Teilnehmer an der Relegation zur Regionalliga, geplant für den 19.04.2020. Ob diese aber unter den gegebenen Umständen zeitnah stattfinden kann, ich zweifle daran.

6. Wird es personelle Veränderungen in Euren Teams geben?
GP: Da wir keine Spieler in unseren Mannschaften haben, gegenüber denen wir Arbeitgeberverpflichtungen haben, trifft es uns finanziell nicht. Ob sich jemand leistungsmäßig anders orientieren wird, muss man abwarten. Für das Regionalligateam hoffe ich das nicht, der Teamgeist war super.

7. Was erwartet Ihr von der kommenden Saison?
GP: Aus meiner Sicht kann es nur ein Ziel geben, die sofortige Rückkehr in die Regionalliga. Das bedeutet, wir stehen in harter Konkurrenz zum TSV Dresden, nur ein Team kann in die Relegation kommen. Insofern ist der Abstieg beider Teams für Sachsen tragisch.

8. Was denkt Ihr, könnte der Abstieg der beiden Regionalligamannschaften für den BVS bedeuten?
GP: Das wäre eine Frage an Präsident und Sportwart des BVS, welche Visionen sie für den Badmintonsport in Sachsen haben. Aus meiner Sicht wird der leistungsmäßige Abstand immer größer, das dokumentiert diese Saison. Sachsen verliert das letzte Bindeglied in der DBV-Ligastruktur.